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Interview zu Pfingsten

Interview zu Pfingsten mit Anne Burgmer, Pfarreiseelsorgerin in Ausbildung in der Pfarrei Herz Jesu Laufen



Hat das Pfingstfest eine persönliche Bedeutung für dich?

Ja, seit Pfingsten 2019. Lange habe ich mit Pfingsten das Übliche verbunden: Feuerzungen, Geist Gottes, der auf die Jünger niedergeht, der Geburtstag der Kirche usw. Ebenso lange habe ich mich gefragt, was das mit meinem Leben zu tun hat. Ich habe mich gefragt, wo in meinem Leben Dinge passieren, die ich in den Zusammenhang mit dem Geist Gottes stellen würde. Wo ich sagen kann: Das habe nicht ich gemacht. Da war ein «mehr» am Werk, das ich Geist Gottes oder Ruach nennen könnte. Im Rückblick würde ich meinen Jobwechsel als Geistwirken in meinem Leben deuten.


Wie fuhr dieser Geist bei dir ein, dann in diesem Moment?

Das Tempo hat sich verändert. Es war eine ganz verrückte Erfahrung. Jahrelang war es für mich undenkbar, die Berufseinführung zu machen. Das war eher ein Abwehrthema. Und das hat sich nach einer Handvoll Erlebnisse und dann innerhalb eines Momentes geändert. Es wurde eine Energie frei, die dazu führte, dass dann nach wenigen Monaten alles unter Dach und Fach war und es sich goldrichtig anfühlte.

Geistgewirkt heisst für mich also, die Dynamik, veränderte sich. Ein Berufseinführungskollege sagte: Gott würde mit manchen Menschen vielleicht sehr langsam sprechen. Das gefällt mir. Gott, der sehr langsam mit mir spricht. Ein geduldiger Gott. Irgendwann kann ich seine Botschaft verstehen und die Dynamik, die dann entsteht, die mache nicht ich, die wirkt der Geist/die Ruach. Das ist wohl immer eine Überraschung.


Hat der Pfingsttag für dich eine Bedeutung?

Der Pfingsttag selber, genauso wie die anderen Hochfeste, fokussiert auf etwas, das uns im Leben begegnet. Ich suche und entdecke Gott in meinem Leben. Ich lasse mich zum Handeln bewegen und pilgere den Alltag. Und dann gibt es die Momente, in denen ich das feiere. Der Pfingsttag ist, wie Weihnachten, wie Ostern eine Konzentration dieser unterschiedlichen Erfahrungen. Die feiere ich dann entsprechend.


Mit Weihnachten konnte ich lang nichts anfangen. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass es der Anfang ist. Das klingt jetzt banal, doch wenn es darum geht, Menschen, die nichts mehr mit dem Glauben anfangen können, weil sie nicht in der Tradition aufgewachsen sind, zu erklären, worum es geht, müssen wir vielleicht banal werden. Weihnachten ist also der Anfang, das Fest kann ein sanfter Einstieg in den Glauben sein.


Für mich habe ich das so formuliert: Weihnachten ist das Kindchenschema des Christentums. Du hast das niedliche Baby. Diesem niedlichen Baby hörst du zu und das nimmst du in den Arm, das hast du einfach lieb. Dass dieses Baby später höchst unbequeme Sachen sagen wird, ist in diesem Moment nicht wichtig. Jemandem, den du lieb hast, hörst du auch zu, wenn er/sie unbequeme Sachen sagt. Jemand, den du liebgewonnen hast, begleitest du – durch die Höhen und die Tiefen. Geburt, Leben, Sterben, Tod. Die einzelnen Fest- und Feiertage verdeutlichen in besonderer Form, was das Leben prägt. Sie deuten es in der Perspektive der zugesagten Liebe Gottes und versuchen, die entsprechende Gestaltung des Lebens anzustossen.


Wie würdest du Jugendlichen erklären, welchen Sinn Pfingsten mache?

Hm. Viele Vergleiche hinken ja ganz jämmerlich. Der Star Wars-Vergleich mit der Macht ist gut aber auch schon ziemlich abgenutzt. Jugendlichen Pfingsten zu erklären, finde ich gar nicht so einfach.

Vielleicht geht es am ehesten mit dem Gefühl, wenn man verliebt ist. Da ist irgendetwas und das macht dich aufgeregt und freudig – so, wie die Jünger vielleicht aufgeregt waren, als sie entdeckten, dass sie alle Sprachen sprechen können. Etwas liegt in der Luft, das dich packt und aufgeregt macht. Du kannst das zwar gar nicht richtig einordnen, aber du weisst, aus dem kann etwas Neues werden. Das kann der Anfang von etwas sein. Im Fall von Pfingsten war es der Anfang der Kirche. Doch es kann auch in deinem Leben passieren. Umso wichtiger wäre es, dass die Menschen, die der Liturgie vorstehen oder in der Kirche arbeiten, von dieser Freude etwas weitergeben.


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